Wie schafft man nachhaltig und klimafreundlich mehr Wohnraum?

Auf der Veranstaltung „Würzburger STADTgespräche“, zu der Wölfel Engineering erstmals seit Pandemiebeginn wieder eingeladen hatte, trafen sich Expertinnen und Experten aus der Baubranche, um die Möglichkeiten für nachhaltiges Bauen auszuloten – insbesondere vor den speziellen klimatischen und topographischen Bedingungen in Würzburg.

Nach der pandemiebedingten Pause war es im Mai wieder soweit: Die eigentlich jährlich stattfindenden Würzburger STADTgespräche konnten endlich wieder als Plattform für den interdisziplinären, baufachlichen Austausch dienen. Den Auftakt unter den Rednern im Skyline Hill Center machte Würzburgs Klimabürgermeister Michael Heilig, der den rund 50 Teilnehmenden zunächst die klimatischen Bedingungen und deren bedrohliche Entwicklung in Würzburg erläuterte und anschließend darlegte, wie die Stadt in den Bereichen Bau und Verkehr dem entgegenwirken möchte.

Daran konnte der zweite Referent Jürgen Eppel von der Bayerischen Anstalt für Wein- und Gartenbau anknüpfen. Er berichtete von den Ergebnissen mehrerer Forschungsprojekte zur Fassadenbegrünung. Zwar konnten die Projekte nachweisen, dass die vertikale Bepflanzung entlang der Wand bei der Abkühlung von Gebäuden und Umgebung sehr gute Dienste leistet, die Umsetzung aber komplex und teuer ist.

Er empfahl, lieber Dächer zu begrünen, da diese Technik seit Jahrzehnten erprobt sei. Sollen Pflanzen an der Fassade wachsen, sei es deutlich einfacher und günstiger, Rankpflanzen wie eh und je im Boden vor der Fassade zu setzen und sie an Gerüsten klettern zu lassen.

Nachhaltig nachverdichten und revitalisieren

Deutlich baufachlicher wurden die folgenden zwei Vorträge: Roland Breunig von Archicult Architekten, die unter anderem für die Neugestaltung der Zellerauer Bürgerbäu verantwortlich zeichnen, machte zunächst auf den „Flächenfraß“ in Deutschland aufmerksam: täglich werden über 78 Fußballfelder verbraucht. Unter nachhaltiger Architektur versteht er deshalb vor allem die Nutzung und „Revitalisierung“ vorhandener Strukturen und Gebäude und stellte drei diesbezügliche, lokale Projekte vor: die Erneuerung zweier jahrhundertealter Bauernhöfe sowie eines Fabrikgeländes aus der Gründerzeit.

Dabei bleiben nicht einfach nur die Grundmauern stehen, auch das abgebrochene Material wird größtmöglich wieder verbaut und bereits versiegelte Flächen wieder offener gestaltet. So sparen die Immobilien nicht nur nach der Sanierung Energie und Fläche, sondern schon der Bauprozess selbst leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.

Wie beim Bau der neuen ProSiebenSat1-Zentrale Tonnen an Stahl und Beton gespart werden

Martin Schlereth vom Bauunternehmen Riedel aus Schweinfurt zeigte anschließend in beeindruckenden Zahlen, wie viel Energie die Erzeugung und Nutzung von Beton und Stahl verschlingen. Gut, dass er im weiteren Verlauf seines Vortrags vorstellte, dass sich mithilfe ausgehöhlter und mit recyceltem Kunststoff befüllter Betonbauteile bei großen Gebäuden Tonnen an Beton und Stahl sparen lassen.

Diese Technologie nutzt Riedel aktuell beim Bau der neuen Zentrale des Medienkonzerns ProSiebenSat1 in München, die zudem trotz vieler versiegelter Flächen fast keinen Tropfen Regenwasser daran hindert, zu einer Pflanze oder in den Boden zu gelangen.

Zum Abschluss etwas Jurisprudenz: das Baulandmobilisierungsgesetz

Den Abschluss der Veranstaltung bildete Prof. Lutz Eiding. Der Jurist stellte das Baulandmobilisierungskonzept vor, dass es Kommunen vereinfacht, bestehende Freiflächen für den Wohnbau nutzbar zu machen.

„Die facettenreichen Vorträge haben uns deutlich gemacht, wie groß die Herausforderungen beim nachhaltigen Bauen sind. Gleichzeitig zeigten sie aber auch, dass es eine Menge kreativer und technologischer Ansätze und vor allem eine große Bereitschaft in der Branche gibt, diese Problematik in den Griff zu bekommen“, resümiert Daniel Höhne-Mönch, Geschäftsfeldleiter Bauphysik (erfahren Sie hinter diesem Link mehr über unsere Ingenieur-Dienstleistungen) bei der Wölfel-Gruppe.

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